
Warum wir Sicherheit suchen – und was das über uns verrät
Teil 1 – Das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit
Es gibt Dinge, die sich im Lauf der Menschheitsgeschichte kaum verändert haben.
Während sich Werkzeuge, Kommunikation und Lebensweise rasant gewandelt haben, bleibt eines gleich: unser Bedürfnis nach Sicherheit.
Schon der Mensch in der Höhle suchte Schutz – vor Kälte, Tieren, Hunger, Feinden. Das Feuer war damals mehr als nur Wärmequelle: Es war ein Symbol für Sicherheit. Heute sitzen wir nicht mehr am Lagerfeuer, sondern vor dem Bildschirm. Wir haben Alarmanlagen, Airbags, Gesundheits-Apps und Versicherungspolizzen. Doch das Grundmotiv ist dasselbe geblieben: Wir wollen sicher sein.
Oder besser gesagt – wir wollen uns sicher fühlen.
Sicherheit als Gefühl – nicht als Zustand
Wenn wir ehrlich sind, ist Sicherheit selten objektiv messbar.
Sie ist vor allem ein Gefühl.
Ein Mensch kann umfassend versichert, finanziell gut abgesichert und gesundheitlich stabil sein – und sich dennoch unsicher fühlen.
Ein anderer hat vielleicht kaum Rücklagen, aber ein stabiles soziales Umfeld und spürt genau deshalb Ruhe und Zuversicht.
Psychologen sprechen vom Bedürfnis nach Kontrolle. Wir wollen wissen, was morgen kommt, und das Unbekannte in vertraute Bahnen lenken.
Doch das Leben bleibt unberechenbar. Trotz Airbag, Helm und Sicherheitsgurt bleibt ein Restrisiko.
Wir verdrängen es, um handlungsfähig zu bleiben. Und genau in dieser Spannung zwischen Kontrolle und Vertrauen spielt sich unser Sicherheitsbedürfnis ab.
Die Illusion der absoluten Sicherheit
Wir leben in einer Zeit, in der uns durch unsere Fähigkeiten – oder den Einsatz künstlicher Intelligenz – fast alles planbar erscheint.
Versicherungen, Gesundheitsvorsorge, Sparpläne, Garantien – wir haben für fast jedes Risiko ein Produkt.
Aber gerade dadurch entsteht oft die trügerische Vorstellung, Sicherheit sei vollständig käuflich oder technisch herstellbar.
Das Gegenteil ist der Fall: Je mehr wir versuchen, alles abzusichern, desto stärker merken wir, dass immer eine Unsicherheit bleibt.
Ob wir das „Restrisiko“ nennen oder einfach das Leben – es bleibt Teil der Realität.
Und vielleicht liegt darin eine leise, aber befreiende Erkenntnis:
Sicherheit ist nicht das Fehlen von Risiko, sondern der bewusste Umgang damit.

Foto: Brian Egli auf Unsplash
Sicherheit im Wandel
Früher war Sicherheit oft materiell gemeint: ein Dach über dem Kopf, genug Vorräte, ein fester Arbeitsplatz.
Heute verschiebt sich der Begriff.
Digitale Sicherheit, Datenschutz, psychische Stabilität, finanzielle Resilienz – das alles gehört inzwischen dazu.
Sicherheit ist komplexer geworden.
Aber im Kern geht es immer noch darum, Vertrauen zu finden: in sich selbst, in andere Menschen, in Systeme – und manchmal auch in Institutionen wie Versicherungen.
Sicherheit braucht Vertrauen
Hier beginnt die Brücke zur Versicherung.
Eine Versicherung ist – nüchtern betrachtet – ein Vertrag.
Doch das, was Menschen wirklich beruhigt, steht nicht im Kleingedruckten, sondern im Vertrauensverhältnis dahinter.
Vertrauen darauf, dass jemand im Schadenfall da ist.
Vertrauen darauf, dass das, was versprochen wurde, auch gilt.
Und Vertrauen darauf, dass man verstanden wurde – dass jemand das eigene Risiko wirklich gesehen hat, nicht nur den Beitrag berechnet.
Sicherheit ist also nie nur ein technischer Zustand. Sie ist immer auch eine Beziehungssache.
Sicherheit ist individuell
Jeder Mensch definiert Sicherheit anders.
Für manche bedeutet sie finanzielle Stabilität, für andere emotionale Geborgenheit oder Unabhängigkeit.
Manche brauchen klare Strukturen, andere Freiheit und Bewegung.
Wenn ich in Beratungsgesprächen erlebe, dass Menschen beginnen, ihre persönliche Vorstellung von Sicherheit zu formulieren, entsteht oft etwas sehr Wertvolles: ein ehrliches Gespräch über das, was wirklich zählt.
Dann geht es nicht mehr um Prämien, sondern um Prioritäten.
Und genau dort beginnt gute Versicherungsberatung – beim Menschen, nicht beim Produkt.

Foto: Giorgio Trovato auf Unsplash
Ein Ausblick
Sicherheit ist kein Besitz, den man festhalten kann. Sie ist ein Gefühl – und wir können viel dafür tun, dass es bleibt.
Versicherung kann dabei helfen, Ordnung in dieses Gefühl zu bringen. Aber sie ist nicht Sicherheit.
Im nächsten Teil dieser Reihe schauen wir uns an, wie aus dem Wunsch nach Sicherheit ein gesellschaftliches System wurde – und warum Versicherung mehr mit Vertrauen zu tun hat als mit Verträgen.
„Sicherheit ist kein Zustand, den man erreicht – sondern eine Haltung, die man pflegt.




